Townes Van Zandt: Die kommentierte Diskografie
– entnommen aus dem Buch Martin Wimmer, Hankfurt (12,99 Euro).
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Live At The Old Quarter
Das Doppelalbum ist die Essenz seines Schaffens. Live, nur ein Mann, seine Gitarre, Songs. Mit dem bezeichnenden Wechselspiel zwischen launig vorgetragenen Geschichten und den traurigen Liedern. Alle wirklich wichtigen Hits der großen Schaffensphase drauf, dazu klärende Coverversionen. Wenn nur eine Platte, dann diese.
Flyin Shoes / At My Window
Die mittlere Phase. Seine besten Studioalben. Perfekte Balance aus in sich ruhendem Künstler auf dem Zenit seines Schaffens, großartigen Songs, spielfreudigen Musikern, satter Produktion.
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Our Mother The Mountain / Townes Van Zandt / Delta Momma Blues
Das klassische Trio. Unglaubliche Tiefe in den Songs. Großer Kunstanspruch. In der Wirkung oft mehr Leonhard Cohen als Willie Nelson, mehr Phil Spector als spartanischer Folk, langsam, schwelgerisch.
No Deeper Blue
Rückkehr zu absoluter Höchstform im Songwriting. Eine Hymne an die Liebe, wunderbare Lieder für seine Kinder, dunkle Höllentrips, surrealistische Wortspielerein. Sehr gut produziert, wirkt dadurch aber auch manchmal, als wäre Townes nur Gast auf seiner eigenen Platte.
The Nashville Sessions
Das Album für die Countryfans. Spaß machende Arrangements, Country, Bluegrass, meilenweit von den Solo-Live-Aufnahmen oder den Breitwandsounds der frühen Alben.
Roadsongs
Hervorragendes Live-Album mit ausschließlich Coverversionen. Rolling Stones, Dylan, Springsteen, Lightnin Hopkins. Obwohl Townes DER Songwriter schlechthin ist, lohnt jedes der Covers hier.
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High Low and Inbetween
Das gospeligste Album. Das schwächste aus der Anfangszeit.
The Late Great
Countryeskes Alben. Höherer Anteil an Covers und mediokren Songs. Nicht sein bestes Album, aber mit seinen zwei größten Hits.
Texas Rain
Duett-Versionen mit dem Who’s’Who der texanischen Musikszene, sehr geschmackvoll gemacht, aber weitgehend überflüssig.
Rearview Mirror / Highway Kind / Live and Obscure / Rain On A Conga Drum / A Gentle Evening With
Die besten unter den Live-Alben. Tolle Songauswahl, gute Aufnahmequalität, teils warmherzig mit Querflöte instrumentiert, und nicht zuletzt Townes’ Geschichten zwischen den Songs machen diese Alben eine gute Ergänzung der Studioalben.
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A Far Cry From Dead
Schlimmes Ausbeuteralbum. Nachträglich eingespielte Rockbegleitung zu Townes’ Vocals. Undifferenzierte Studiomusik, Gitarrenjaulen. Finger weg.
Acoustic Blue / Abnormal / In Pain / Live At McCabe’s / Absolutely Nothing / Live At The Jester Lounge / Live At Union Chapel / A Private Concert / Live At The Whole Coffee House / Rear View Mirror Vol 2 / Documentary / Down Home / Down Home & Abroad
Eine größere Anzahl Livealben. Manche wirklich schlecht, falsche Songauswahl, belanglose Einspielung, die kein Mensch braucht, manche bieten immerhin mehr oder weniger interessante Mitschnitte sonst nicht so erhätlicher Songs.
For The Sake Of The Song (aka First Album) / In The Beginning / Sunshine Boy
Das Debutalbum ertränkte einige der zeitlosen Songtexte in Überproduktion. Vor allem aber fällt die hintere Hälfte des Albums auch im Songwriting sehr stark ab. Das zweite ist ein komplett überflüssiger Blick auf die ganz frühen Jahre. Nicht kaufen. Das dritte, eine Sammlung von Demos, ist nur für echte Hardcore-Fans interessant, die schon alles haben, und nochmal eine neue Perspektive in Form alternativer Versionen gewinnen wollen.